Ein Vormittag im Tellenholz
Mit dem Velo sind es gut drei viertel Stunden von Winterthur über Kollbrunn ins Tellenholz. Am letzten Samstag, dem 12. November, stand um neun Uhr schon ein gelbes Auto dort, beim Schild “Weg nicht durchgehend” – Mensch vielleicht schon. Man denkt zuerst an die Post oder an DHL, vielleicht ans “gäl Wägeli”, das vor Zeiten Patienten nach Rheinau oder ins Burghölzli brachte. Es war aber mit Grünwerk angeschrieben und wohl nur darum nicht grün, weil man es im Grünen finden sollte. Regina Bachmann hatte damit Werkzeug und Material transportiert sowie die zwanzig Baumsetzlinge, um die es vor allem ging. Bald waren weitere Radfahrer da, Pius Freiermuth, Markus Huser und Hansruedi Oberholzer, ebenso Sonja Exer, und wir machten uns auf den Weg in den westlichen Teil des Geländes, wo früher oberhalb der Wiese ein Brombeerdickicht war. In einer grossen, grünen Tasche trug Regina die künftigen Bäumchen als Ruten mit Wurzelfuss bergauf und bestimmte jedem seinen Platz. Es waren das Zitterpappeln für den kleinen Schillerfalter und andere Baumarten vom lichten Wald: Elsbeere, Eichen, Wildkirsche, Föhre und Schwarzpapel. Wir rückten nach mit einer Holzlatte und einem Fress-Schutz pro Pflanze. Zuerst wurde im nassen Boden ein Loch gegraben, das an den Wurzeln beschnittene Pflänzchen gesetzt, eingedeckt und mit drei Tritten – nicht vieren! – festgetreten. Mit dem Hammer kam die Latte knapp daneben in den Boden, daran wurde mit Draht der Schutz befestigt, drei hohe Rechtecke aus Latten wie ein Triptychon. Wir waren im rauen Gelände eifrig am Werk, bis nichts mehr zu setzen war und wir – uns selber setzten. Auf den Plastik-Blachen machten wir bequem Pause und wussten gleichwohl, dass man sie noch anders brauchen würde. Der Hochnebel war zäh, der wärmende Sonnenstrahl blieb aus und man machte sich gern wieder zu schaffen an den Grashaufen, die schon länger da lagen und nach bewährter Art auf die Blachen zu laden und an den Weg hinunter zu schleifen waren. Auch damit war einmal Schluss, sodass wir im lockeren Wald Laub rechen und abführen konnten. Schliesslich nahm Hansruedi noch die elektrische Hagschere zur Hand und Regina mähte mit der Sense ein Stück Gras und Stauden, sonst hätten wir ja vor zwölf nichts mehr zu tun gehabt!
Thomas Gehring